Impressionen

Aus dem Vorwort zum Katalog „Malereien und Zeichnungen von 1985 bis 2010“:

Dr. Angela Breidbach

(…) Der Blick nach innen und außen ist ein Thema der Gemälde und Zeichnungen. Das betrifft nicht nur den Betrachter in seinem Bezug auf den Bildraum, sondern auch den Blick der Figuren selbst. In Variationen offener, geschlossener und durch Brillen und Masken verdeckter Augen zeigt Maike Thiesen die ganze Bandbreite von Tarnung und Begegnung als sozialen Formen. Typen, die Sonnenbrillen tragen, sprechen mit Frauen, die sie oft gewaltsam in ihre Nähe rücken, dabei bleiben sie selbst anonym hinter einer Maske. Gesellschaftskritische Gruppenbilder zeigen die Figuren abweisend, abgewendet, sogar gefesselt. Nicht nur sie sind einander fremd, auch der Betrachter bleibt hier draußen. Menschen um einen Tisch herum beziehen ihre Blicke hingegen freundlich aufeinander. Sie reden, lachen, schauen sich an und lassen so auch uns mit ins Bild ein. (…) Auch in den Zeichnungen ist die Flucht aus der Klammer einer falschen Gesellschaft möglich. Mit dieser Flucht beginnen die Sequenzen dynamischer Bildbewegung, die die Figuren in die Welt von Traum und Fantasie hinüberführen. Räder, Flügel, Federn, Segel und lose flatternde Bänder halten diese Welt freundlich in Gang, vor allem aber Gesten und Augenblicke, mit denen sich die Figuren verständigen und verbinden. (…) In der Malerei von Maike Thiesen werden Kindheit und Traum aufgesucht und wiedergefunden. Die persönliche Erfahrung der Malerin ist der Anlass dieser Bilder, sie objektiviert sich in jedem einzelnen ihrer Werke. Der Betrachter ist eingeladen, den Gauklern in die „dünnere Luft“ und auf den „glatteren Teppich“, wie Rilke es ausdrückt, zu folgen und an ihren fantastischen Zusammenkünften teilzuhaben.